Dok. 10
Dok. 10: Fragmente eines Briefes des Eusebius von Caesarea an Euphration von Balaneae (Urk. 3)
1 (Brief) des Eusebius, des Pamphilos' Sohn, an Euphration, dessen Anfang (lautet): Meinem Herrn bekenne ich nach aller Gnade.
Und nach weiteren Worten:
Denn wir sagen nicht, daß der Sohn zusammen mit dem Vater existiert, sondern daß der Vater vor dem Sohn existiert. Denn falls sie zusammen existierten, wie kann da der Vater Vater und der Sohn Sohn sein? Oder wie ist der eine Erster, der andere aber Zweiter? Und der eine ungezeugt, der andere aber gezeugt? Denn zwei, die einander genau gleich sind und zusammen existieren, dürften der gleichen Ehre wert gehalten werden und sind entweder beide, wie ich sagte, ungezeugt oder beide gezeugt. Doch keines von beiden ist wahr; denn weder das Ungezeugte noch das Gezeugte dürften beide zugleich existieren, sondern das eine wird für das Erste und für stärker sowohl der Ordnung als auch der Ehre nach als das Zweite gehalten, da es ja für das Zweite auch zur Ursache sowohl für das Sein als auch das So-Sein wurde.
2 Abgesehen (davon) hat der Sohn Gottes selbst, der besser als alle genau sich auskennt und weiß, daß er selbst ein anderer als der Vater und geringer und hervorgegangen ist, ganz und gar fromm dies auch uns gelehrt und gesagt: »Der Vater, der mich gesandt hat, ist größer als ich.«
3 Und es wurde aus demselben Brief vorgelesen:
Er lehrt, daß derselbe auch der einzig Wahrhaftige ist, indem er sagt: »damit sie dich als den einzig wahrhaftigen Gott erkennen«, nicht so, als ob Gott allein einer wäre, sondern als ob nur ein einzig wahrhaftiger Gott existierte mit der absolut notwendigen Hinzufügung des ›wahrhaftig‹. Denn der Sohn ist auch selbst Gott, aber nicht wahrhaftiger Gott. Denn ein einziger ist auch einzig wahrhaftiger Gott, weil er niemanden vor sich hat. Denn wenn auch der Sohn selbst wahrhaftiger (Gott) ist, dann ist er doch wohl Gott wie ein Abbild des wahrhaftigen Gottes, da »das Wort auch Gott war«, freilich nicht so wie der einzige, wahrhaftige Gott.
4 Er erdreistete sich, das Wort von Gott zu trennen und das Wort einen anderen Gott zu nennen, der im Blick auf sein Wesen und die Macht vom Vater unterschieden ist. Und in welch große Blasphemie er dabei verfiel, kann man klar und leicht an den von ihm geschriebenen Worten lernen. Denn er hat mit eben diesen Worten geschrieben:
Freilich wird das Bild und das, dessen Abbild es ist, nicht für ein und dasselbe gehalten, sondern (es sind) zwei Wesen, zwei Dinge und zwei Mächte, wie es auch so viele Bezeichnungen gibt.
5 Da er den Heiland nur als Menschen erweisen wollte, sagte er folgendes, als ob er uns das größte, unsagbare Geheimnis des Apostels aufdeckte:
Deswegen hat ganz sicher auch der göttliche Apostel uns die unsagbare und mystische Lehre über Gott gegeben und rief und schrie »Einer ist Gott«, und danach sagt er, nach dem einen Gott ist »ein Mittler Gottes und der Menschen, der Mensch Christus Jesus«.