Athanasius Werke | Arbeitsstelle Erlangen/Wien

Dok. 27

Dok. 27: Brief des Kaisers Konstantin an Arius und seine Anhänger (Urk. 34)

Konstantin Augustus an Arius und seine Anhänger, die Arianer!

1 Ein schlechter Interpret ist in Wahrheit ein Abbild und eine Statue des Teufels. Genau wie nämlich die geschickten Bildhauer jenen (Teufel) als täuschenden Lockvogel darstellen, indem sie ihn mit scheinbarer Schönheit versehen, obwohl er von Natur aus ganz häßlich ist, um die Geplagten zu verderben und sie dem Irrtum auszuliefern, auf dieselbe Art, meine ich, handelt der, der sich nur dafür einzusetzen scheint, skrupellos das Gift der gewohnten Dreistigkeit zu verbreiten.

2 Denn er führt einen neuen und einen, seitdem es Menschen gibt, noch nie dagewesenen ungläubigen Glauben ein; daher scheint jene Aussage, die schon lange zu den göttlichen Sprüchen gehört, nämlich daß sie dem Schlechten gegenüber treu bleiben, nicht die Wahrheit zu verfehlen.

3 Was soll man dazu sagen, wenn jemand die Gabe zur Selbstkritik verloren hat und nicht mehr danach strebt, irgendeine Hilfe zur Unterstützung zu finden? Warum rufe ich also: »Christus! Christus! Herr! Herr!«? Warum verwundet uns denn täglich diese gottlose Räuberbande? Es steht uns eine gewaltig rücksichtslose Verwegenheit entgegen, sie brüllt und knirscht mit den Zähnen, entstellt vor Schande und verwundet von diversen Anklagen.

4 Diese Verwegenheit wird zwischen dem Gesetz und deiner Predigt wie zwischen irgendwelchen zerstörerischen Stürmen und Wellen hin- und hergeschleudert und gibt verdorbene Wörter von sich; sie scheint aber Dinge zu schreiben, die nicht einmal du, der du mit dem Ewigen deiner eigenen Quelle, dem Vater, zusammen existierst, in deiner Selbstreflexion definiert hast. Überhaupt trägt und bringt sie irgendwelche fürchterlichen und gesetzwidrigen Gottlosigkeiten zusammen, manchmal indem sie selbst große Reden schwingt, manchmal wiederum, indem sie sich auf dem Eifer der Unglücklichen emportragen läßt, die sie selbst, wenn diese arglos anwesend sind, betrügt und vernichtet.

5 Jetzt möchte ich mich aber mit der Natur ihres Vorsitzenden befassen. Denn was sagt er also? Er sagt: »Entweder laßt uns festhalten, was wir schon besitzen, oder es geschehe so, wie wir selbst es wollen.« Er ist gefallen, und er ist auch bezüglich dieser Pläne gefallen, durch List, wie er sagt, und durch ein falsches Spiel beseitigt. Das ist egal. Er schätzt sowieso nur das, was ihm in böser Absicht zufließt. »Wir haben die Mehrheit«, sagt er.

6 Da möchte ich mich nun selbst ein wenig in die erste Reihe stellen, um Zuschauer der Kriege der Besessenheit zu werden. »Ich selbst«, sagte ich, »will vortreten, der ich gewohnt bin, die Kriege der törichten Leute zu beenden.« Los jetzt, Ares Arius, Schilde tun Not! Nein, tu dies nicht, wir bitten dich! Der Umgang mit Aphrodite möge dich bremsen! Ach daß es sich so für dich ziehmte, in der Frömmigkeit zu Christus zu blühen, wie du dich so hervorragend beim Volk einzubringen scheinst.

7 Siehe, ich komme jetzt noch einmal als Flehender und will nicht mit Waffen kämpfen, auch wenn ich die Macht dazu habe; ich will nämlich, gewappnet mit dem Glauben an Christus, dich heilen und die anderen gesund pflegen.

8 Warum bejahst du also, diese Dinge zu tun, die nicht deinen Gewohnheiten entsprechen? Oder sage mir, mit welcher Ruhe oder mit welcher Überlegenheit bist du umgeben, oder mehr noch, zu welcher Frechheit hat es dich hingetrieben? Oh, die Verwegenheit sollte durch ein passendes Blitzgewitter ausgemerzt werden! Denn hört, was er mir kürzlich erklärte, wobei er mit einem gifttriefenden Stift schrieb: »So glauben wir«, sagte er. Dann fügte er, glaube ich, irgendwelche ich weiß nicht wie schwülstige und überaus penible Ausführungen hinzu, ging dann über zu noch abwegigeren Dingen und verschwieg nichts von seinen ruchlosen Sachen, sondern öffnete, so dürfte man es wohl bezeichnen, seinen ganzen Schatz an Wahnsinn. Er sagte: »Wir werden vertrieben, und sie heben die Erlaubnis auf, uns aufzunehmen.«

9 Aber dies tut nichts zur Sache; achtet aber auf das Folgende, ich werde nämlich seine Worte verwenden: »Wir bitten dich, wenn der Bischof von Alexandrien bei seiner Meinung bleibt, daß uns schließlich die Erlaubnis gegeben werde, nach der Vorschrift des Gesetzes Gott die rechtmäßige und gebotene Verehrung entgegenzubringen.«

10 Oh, welches Ausmaß an Schamlosigkeit, die man mit Eifer für die Wahrheit aufdecken muß. Denn was ihm im Moment Vergnügen bereitet, das gibt er in kurzen Sätzen wieder. Was redest du, Verrückter! Arbeitest du darauf hin, eine Spaltung, die uns gefallen würde, mit dem Elend deiner kaputten Gedanken zu vertiefen, und trachtest du danach, die zu verderben, die dir in deine Bosheit gefolgt sind?

11 Du sagst: »Was soll ich machen, wenn keiner befürwortet, mich aufzunehmen?« Denn das rufst du oft aus der gottlosen Kehle heraus. Ich aber werde dir entgegenhalten: »Wo zeigtest du einen klaren Hinweis und Beleg für deine eigene Ansicht?« Diese hättest du enthüllen und den göttlichen und menschlichen Wesen deutlich klarstellen müssen. Giftige Schlangen werden besonders dann übermäßig zornig, wenn sie merken, daß sie selbst in die hinterste Ecke der Höhle getrieben werden.

12 Eine Sache aber ist in der Tat ziemlich gewitzt von ihm, daß er sehr gut und eifrig wie unter einer Maske der Scham Schweigen vortäuscht. Durch Schauspielerei gibst du dich zwar als zahm und fügsam, hältst aber vor der Menge die Fülle von Bosheiten verborgen, die du insgeheim tausendfach im Schilde führst. Oh Unglück! Wie es der Böse gewollt hat, so hat sich Arius für uns als Werkstatt von Gesetzwidrigkeiten bereitgestellt.

13 Komm also heraus und sage mir jetzt die Erkennungsmerkmale deines eigenen Glaubens und verschweige sie nicht, oh du entstellte Fratze und zu Boshaftigkeit zu reizende Natur! Du sagst: »ein Gott«? Du hast meine Zustimmung, denke so! Du sagst: »Das Wort ist in seinem Wesen anfangs- und endlos«? Das gefällt mir, glaube so!

14 Wenn du noch etwas darüber hinaus hinzufügst, so erkläre ich das für null und nichtig. Wenn du etwas in Bezug auf die gottlose Trennung zusammenschusterst, gestehe ich, dies zu übersehen und zu überhören. Wenn du »die Fremdheit des Leibes in Bezug auf den Heilsplan der göttlichen Kräfte« übernimmst, so weise ich das nicht zurück. Wenn du sagst: »Der Geist der Ewigkeit ist in dem überlegenen Wort geworden«, akzeptiere ich das. Wer hat den Vater gekannt, wenn nicht der, der vom Vater gekommen ist? Wen hat der Vater gekannt, wenn nicht den, den er ewig und anfangslos aus sich gezeugt hat? Du, der du ohne Zweifel falsch glaubst, meinst, man müsse eine »fremde Hypostase« unterordnen, ich aber weiß, daß die Fülle der einzigartigen und alles durchdringenden Macht des Vaters und des Sohnes ein Wesen ist.

15 Wenn du also dem Sohn von jener Fülle wegnimmst, von der niemals etwas losgetrennt werden kann, nicht einmal durch einen Gedanken der Streitsüchtigen, dann entwirfst du die Eigenschaften des Zuwachses und steckst für jenen die Eckdaten der wissenschaftlichen Untersuchungen fest, der im Ganzen aus sich heraus die Ewigkeit stiftet, den unverweslichen Gedanken, der durch sich selbst den Glauben an die Unsterblichkeit und die Kirche ausgeteilt hat. Wirf es weg jetzt, wirf weg dieses törichte Unrecht, du Durchtriebener und Schönredner, du Verkünder der schlechten Ideen, die zum Unglauben der Unverständigen führen!

16 Zu Recht hat dich also der Böse zu seiner eigenen Schlechtigkeit bekehrt, und denen, denen derartiges vielleicht angenehm zu sein scheint (†), ist dieses Übel ganz und gar verderblich.

17 Los jetzt, nimm Abstand von der Beschäftigung mit verkehrten Dingen und hör zu, du teuflischer Arius! Mit dir rede ich nämlich. Bemerkst du nicht, daß du tatsächlich aus der Kirche Gottes ausgeschlossen worden bist? Du bist verloren, verstehe es wohl, wenn du nicht auf dich schaust und deinen jetzigen Wahnsinn verurteilst. Aber du wirst sagen, daß der Pöbel auf deiner Seite steht und den Kummer mitträgt.

18 Nun höre doch, leih uns dein Ohr, gottloser Arius, und erkenne deine eigene Unvernunft. Du aber, du Beschützer von allen, Gott, sei wohlwollend gegenüber dem Gesagten, wenn es sich im Rahmen des Glaubens bewegt. Denn ich, dein Mensch, der ich von dir gnädige Unterstützung erfahre, werde aus uralten griechischen und römischen Texten eindeutig aufzeigen, daß der Wahnsinn des Arius vor ungefähr dreitausend Jahren von erythräischen (Sibylle) vorhergesagt und prophezeit worden ist.

19 Jene sagte nämlich: »Wehe dir, Libyen, am Meeresstrand gelegen. Denn es wird für dich eine Zeit kommen, in der du gezwungen sein wirst, mit dem Volk und deinen eigenen Töchtern in einen gewaltigen, grausamen und sehr schweren Kampf einzutreten, wodurch alle vor eine Prüfung des Glaubens und der Frömmigkeit gestellt werden, für dich aber wird es sich als Endkatastrophe erweisen. Denn ihr habt es gewagt, das Lager der himmlischen Blüten aufzubrechen, es mit Bissen zu zerreißen und es wahrlich mit eisernen Zähnen zu zerstoßen.«

20 Was nun, oh du Schurke? Wo auf der Erde bekennst du dich aufzuhalten? Doch genau dort! Ich besitze nämlich deinen Brief, den du mit einer Schreibfeder aus Wahnsinn an mich geschrieben hast, in dem du sagst, daß das ganze libysche Volk dir in Bezug auf die Erlösung zustimme. Solltest du aber nicht gestehen, daß diese Dinge so liegen, so werde ich, Gott sei mein Zeuge, wirklich das uralte Buch der Erythraia, in griechischer Sprache verfaßt, nach Alexandrien schicken, so daß du bald auf verlorenem Posten stehen wirst.

21 Bist du etwa unschuldig, du Dickkopf? Hast du etwa nicht auf der ganzen Linie verloren, du Elender, umzingelt von einem so gewaltigen Spruch? Wir wissen es, wir wissen von deinen Aktivitäten. Welche Sorge, welche Furcht dich umgibt, das ist uns nicht verborgen. Oh, du Elender und Geplagter, was für ein Stumpfsinn deines Verstandes, der du nicht einmal die Krankheit und Unfähigkeit deiner eigenen Seele verjagst. Du Gottloser, der du die Wahrheit mit vielerlei Reden untergräbst und dich bei diesem Verhalten nicht schämst, uns zu tadeln und einmal zu widerlegen, wie es dir gefällt, und dann wieder zu ermahnen. Du Angeber im Glauben und in Reden, dem die Elenden auch noch hinterherlaufen, um sich Hilfe zu verschaffen.

22 Eigentlich sollte man sich nicht einmal mit einem derartigen Menschen abgeben, ihn nicht einmal ansprechen, es sei denn, einer glaubt, in dessen heimtückischen Worten läge für die Maßvollen Hoffnung auf rechtes Leben.

23 Aber weit gefehlt, dies ist nicht das Wahre; oh, was für eine Torheitvon euch, die ihr Euch mit diesem abgebt! Welcher Ingrimm hat Euch dazu gezwungen, dessen verbitterte Zunge und Gesicht zu ertragen?

24 Sei es drum. Ich werde nun aber das Wort an dich selbst richten. Oh, du törichte Seele, du geschwätzige Zunge, du ungläubiger Geist, bereite mit Worten kein, wie ich sage, ausgedehntes, breites Gelände, sondern einen gut begrenzten, nicht morsch gewordenen, sondern standhaften und der Natur nach harten Kreis, du Gottloser, du Schurke und Durchtriebener! Denn ich hebe an, dies zu sagen: Viel lieber noch werde ich eine Schlinge um dich legen, dich mit Worten fesseln und in die Mitte stellen, so daß das ganze Volk deine Schlechtigkeit erfahre.

25 Nun aber laßt uns die Sache selbst angehen. Die Hände sind bereits gewaschen. Laßt uns zum Gebet gehen! Rufe Gott an! Besser, warte noch kurz, sage mir, du Hinterlistiger, welchen Gott du zu Hilfe rufst?

26 Doch ich kann nicht still halten: Oh, Mächtiger, der du Herrschaft über alles hast, Vater der einzigen Kraft, Wegen dieses Unseligen erleidet deine Kirche Schmach, Striemen, auch Wunden und Schmerzen. Arius wählt dir - und freilich sehr begabt - schon einen passenden Platz aus, auf dem sitzend, glaube ich, du dir deinen Christus, der aus dir ist und der der Anführer unserer Hilfe ist, als Mitgott und Sohn durch Adaptionsrecht verschafft hast und nun besitzt.

27 Vernimm, ich bitte dich, seinen seltsamen Glauben. Er glaubt, Herr, daß du eine räumliche Bewegung vollziehst. Er wagt es, dich durch einen Kreis eines begrenzten Sitzes zu beschränken. Wo fehlt denn deine Gegenwart? Oder wo nehmen denn nicht alle dein Wirken aus deinen sich überall hin erstreckenden Gesetzen wahr? Du umfaßt nämlich alles selbst, und es ist nicht rechtens, sich außerhalb von dir einen Raum oder irgendetwas anderes vorzustellen. Deine Macht ist mit ihrer Wirksamkeit in dieser Hinsicht unendlich.

28 Höre jetzt zu, Gott, ihr aber, das ganze Volk, paßt auf! Denn dieser schamlose und nutzlose Mensch schützt Frömmigkeit vor, während er Verworfenheit und Gesetzlosigkeit auf die Spitze treibt.

29 »Wohlan«, sagt er, »ich will nicht, daß Gott Leid durch Gewalt zu ertragen scheint. Deswegen behaupte und erfinde ich für den Glauben Seltsames, daß Gott sich nämlich eine Hilfe besorgte, indem er sich ein neugewordenes, neuerschaffenes Wesen, Christus, einrichtete, wie es mir scheint. Was du nämlich von ihm wegnimmst, um diesen Teil machst du ihn kleiner«, sagt er.

30 Ist dies also für dich der Glaube, du Bedränger und Verderber? Du hältst in deiner Annahme auch den für ein Gebilde, der die Gebilde der Heiden verurteilt? Du nennst den nachträglich Hinzugekommenen und gleichsam Diener für das, was zu tun ist, der ohne Überlegung und Gedanken alles vollendet, dadurch, daß er mit der Ewigkeit des Vaters zusammen ist? Füge jetzt also, wenn du es wagst, füge, sage ich, Gott auch noch das Sorgen um und das Hoffen auf den Ausgang hinzu, noch dazu das Nachdenken, das Reflektieren, das Äußern seiner Meinung über das Untersuchte, das Darlegen und überhaupt das Sich-Freuen, das Lachen und das Trauern.

31 Was sagst du jetzt, du größte Jammergestalt, du leibhaftiger Erreger des Bösen? Verstehe endlich, falls du dazu in der Lage bist, daß du überführt bist, elend in deine List verstrickt zu sein.

32 Er sagt: »Christus hat für uns gelitten.« Aber ich habe oben schon gesagt, daß er in Gestalt des Leibes geschickt worden ist. »Ja«, sagt er, »aber es ist zu fürchten, daß wir ihn irgendwie zu erniedrigen scheinen.« Dann, du Mittler wilder Tiere, bist du etwa nicht eindeutig verrückt und rasend, wenn du dies sagst? Denn siehe doch, der Kosmos ist selbst eine Gestalt oder er ist doch ein Körper, und die Sterne sind freilich als Prägebilder davor angebracht, und überhaupt ist der Geist dieses kugelartigen Kreises ein Abbild des Seienden und gleichsam eine Gestalt. Und doch ist Gott überall da. Wo sind also in Gott die Mißhandlungen? Oder inwiefern wird Gott vermindert?

33 Oh, du Vatermörder des Schicklichen, überlege bitte doch anhand seiner Beweise und bedenke, ob dies Sünde zu sein scheint, daß Gott in Christus ist. Jener sah nämlich die Schande des Wortes und hat schnell eine Bestrafung veranlaßt. Außerdem gibt es täglich Sünden in der Welt. Und dennoch ist Gott da und läßt keinen Richterspruch aus. Wie wird er also dadurch erniedrigt, wenn die Größe seiner Kraft überall zu erkennen ist? Gar nicht, glaube ich.

34 Denn der Weltgeist besteht durch Gott. Durch ihn bleibt alles erhalten. Durch ihn gibt es jedes Gericht. Der Glaube an Christus ist ohne Anfang aus ihm. Christus ist das ganze Gesetz Gottes; durch ihn ist es unbegrenzt und endlos.

35 Aber du scheinst nur deiner Logik zu folgen, oh du Übermaß an Wahnsinn! Wende dich jetzt deinem Verderben hin, du Schwert des Teufels! Seht doch her, seht alle her, welch klägliche Töne er festgehalten vom Biß der Schlange ausstößt, wie seine Adern und Muskeln vom Gift ergriffen wurden und sich in großen Schmerzen hin- und herwerfen, wie sein Körper dahinschwand, gänzlich abgemagert! Er ist voller Verwilderung, Dreck, Wehklagen, Blässe, Zittern und unzähliger Bosheiten und schwindet gräßlich dahin - wie scheußlich und besudelt ist die Menge seines Haares, wie beinahe halbtot und geschwächt schon sein Blick, wie blutleer sein Gesicht und vor Sorge gequält, als wenn alles gleichzeitig auf ihn einstürzte. Ingrimm, Wahnsinn und Torheit, sie haben dich während der Zeit deines Leidens verroht und verwildert.

36 Weil er es im Moment nicht einmal bemerkt, wie schlecht es ihm geht, so ruft er: »Ich springe vor Freude und hüpfe aus Vergnügen und fliege hoch!« Dann sagt er wieder ganz unreif: »So sei es, dann sind wir eben verloren.«

37 Das ist allerdings wahr. Die Bosheit hat allein dir deinen Eifer für sich großzügig erstattet und dir das leichthin übergeben, was sonst durch großen Einsatz erworben wird. Wohlan jetzt, sage nun, wo sind deine feierlichen Ankündigungen? Wasch dich doch im Nil, wenn es geht, oh du Mensch voller widersinnigem Stumpfsinn. Du hast in der Tat erreicht, den ganzen Erdkreis durch deine Gottlosigkeit zu verwirren.

38 Siehst du denn etwa nicht ein, daß ich, ein Mensch Gottes, über alles genau Bescheid weiß? Aber ich weiß nicht, ob es Not tut, zu bleiben oder fortzugehen. Denn ich kann diesen nicht mehr sehen und scheue die Sünde, Arius, du Ares! Du hast uns zwar ins Licht gezerrt, dich selbst aber in die Finsternis geworfen, du Elender! Das scheint das Ende deiner Mühen.

39 Aber ich will noch einmal darauf zurückkommen. Du sagst, es gäbe eine Menge von denen, die um dich herumschweifen. In Ordnung, denke ich, nimm diese nur auf, nimm sie, sage ich. Denn sie haben sich selbst den Wölfen und Löwen zum Fraß hingegeben. Ferner ist jedem von diesen die zehnfache Kopfsteuer auferlegt, und bedrängt von diesen Kosten wird jeder sogleich sehr ins Schwitzen geraten, wenn er nicht auf dem schnellsten Weg zur heilsamen Kirche läuft und zum Frieden der Liebe durch den Liebestrank der Harmonie zurückkehrt.

40 Denn sie werden nicht mehr von dir, der von einem schlechten Gewissen abgeurteilt ist, in die Irre geführt werden, ferner werden sie es nicht mehr ertragen, verloren zu gehen, weil sie noch deinen verbrecherischen Überlegungen anhängen. Klar und deutlich sichbar sind in Zukunft allen Menschen deine Täuschungsmanöver. Und du wirst ohne Zweifel nichts mehr erreichen können, sondern trittst umsonst in Erscheinung, spielst Milde und Sanftmut mit Worten vor und umgibst dich nach außen sozusagen mit einer Maske der Einfalt. Alle deine Kunstgriffe werden vergeblich sein! Denn sogleich wird dich die Wahrheit umstellen! Der Regen der Macht wird sozusagen sofort deine Flammen löschen.

41 Und die Fürsorge um die öffentlichen Dienste greift fürwahr nach deinen Gefährten, deinen Gesinnungsgenossen, die deinem Willen schon anheimgefallen sind, es sei denn, sie entfliehen schnellstens deiner Gemeinschaft und tauschen sie gegen den unverderblichen Glauben ein.

42 Du aber, du eisenharter Mann, gib mir einen Beweis deiner Gesinnung, wenn du dir selbst vetraust, stark bist in einem festen Glauben und ein ganz und gar reines Gewissen hast. Komm zu mir, komm, sage ich, zu einem Menschen Gottes. Vertraue, daß ich durch meine eigenen Fragen die Geheimnisse deines Herzens erforsche. Auch falls nämlich irgendetwas Verrücktes darinnen zu sein scheint, werde ich dich unter Anrufung der göttlichen Gnade besser wie nur irgendein Beispiel heilen. Falls du aber in der Seele gesund zu sein scheinst, werde ich das Licht der Wahrheit in dir wahrnehmen und Gottes Gnade sehen und zugleich auch meine eigene Gottesfurcht erkennen.

43 Und mit anderer Hand: Gott möge Euch behüten, geliebte Brüder.

Durch die Beamten Synkletius und Gaudentius wurde dies übermittelt und im Palast verlesen, als Paterius Eparch von Ägypten war.

Zuletzt geändert: 2015-04-07 Di 19:07 von annette.von.stockhausen@fau.de

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